Narrenbuch 2010

Das Narrenbuch des Narrenvereins Grundel hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichten der närrischen Insel mit seinen Bewohnern zu protokollieren, um die wichtigsten Ereignisse und selbst gemachten Dummheiten aufzuzeichnen. Daher wurden im Jahr 2010 folgende Paragraphen verlesen:

 

Paragraph 1


Die alljährliche Zeitumstellung wirft immer noch verschiedentlich einige Probleme auf. So auch im vergangenen Jahr als sich eine fleißige Verkäuferin aus dem Gemüsepavillon zeitlich etwas verschätzte. Eine Stunde zu früh aber Akkurat räumte sie wie jeden Abend die Verkaufsräume auf und schloss diese pflichtbewußt ab. Allerdings ärgerte sie sich aber darüber, dass der ihr sonst helfende Chef sie offensichtlich vergessen hatte. Der kam aber dann zur rechten Zeit und als er den verräumten, bereits abgeschlossenen Laden mit der davor sitzenden Verkäuferin sah, kommentierte er die Sache kurz mit den Worten: --------- „Gut, Bärbel“ !!

 

Paragraph 2 

 

Ein Niederzeller Gärtner und begeisterter Jagdgehilfe nahm, wie schon des Öfteren, an einer Treibjagd teil. Zu seiner Hauptaufgabe gehörte es, ein angrenzendes Wohngebiet zu sichern. Allerdings machte eine dort ansässige Anwohnerin keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen solche Jagdmethoden, was sie auch lautstark zum Besten gab. Das war für den diskussionserprobten und kontaktfreudigen Gehilfen eine echte Herausforderung, die prompt und gerne annahm. Allerdings bekam die Anwohnerin den Befehl eines anderen Jägers an seinen Hund „sei ruhig Hex“ wohl ins falsche Ohr. Jedenfalls verpasste sie dem nahestehenden Rudi reflexartig eine schallende Ohrfeige. Soviel Kontakt hatte sich der nun völlig verschreckte Jagdgehilfe allerdings nicht gewünscht.


Paragraph 3

 

Als Johann aus der Unteren Rheinstraße, nahe des „Süessen Winkels“ sich eines schönen Morgens an seinem Fenster zurecht „Rückerte“, staunte er nicht schlecht. Hatte doch jemand mehrere Paletten Salat direkt vor seinem Haus auf der Straße abgestellt. Fast zur selben Zeit wunderte sich aber auch „Bari-Klaus“, der sich über den plötzlichen Leistungsanstieg seines Traktors freute der sonst doch nie so problemlos über den Spiegelberg in Richtung der Sammelstelle holperte. Als der diensthabende Mitarbeiter der Reichenauer Gemüse Vertriebsgenossenschaft mit Blick auf die fehlende Hubwagen-Bruck eröffnete, dass man dermaßen kleinen Salat nicht ankaufen könne, musste Klaus mit Entsetzen feststellen, dass ihm dieser wohl unterwegs abhanden gekommen sein muss. Eine sofortige Rückverfolgung der Ereignisse ergab das Wiederauffinden des verschwundenen Salates direkt vor Johann Rückerts Haus, sowie eine Ermahnung der Ordnungskräfte an dieser Stellen, dass ein beladener Hubwagen immer auf eine Höhe von mindestens 40 cm angehoben werden muss.

 

 


Paragraph 4
 

Ein frisch gewählter Feldwebel der Reichenauer Bürgerwehr und markanter Nahversorger wollte zusammen mit seiner Gattin mal wieder einen romantischen Abend zu zweit verbringen um den stressigen und hektischen Alltag um sich herum zu vergessen. Die treusorgende Gattin beschloss daher, ihren Liebsten zuerst mit ihren zauberhaften Kochkünsten zu verwöhnen und bereitete ihm ein 4-Gänge-Menue mit allen Raffinessen zu. Da Conny ihren Gatten ja schon viele Jahre kennt, wusste sie über dessen Appetit bescheid und bereitete in üppigen Mengen zu. Dies freute Friedel natürlich besonders und er ließ sich das köstliche Mahl schmecken. Nach dem alle Teller leer waren und auch in den Schüsseln nichts mehr zu finden war, beschlossen die zwei Turteltäubchen ins Kino zu gehen, um den gelungenen Abend abzurunden. Zur Feier des Tages wählte Friedel die besten Plätze, die sich mitten im Kino auf einem Pärchen-Sofa befanden. Schon bald nach Beginn des Films bemerkte Friedel jedoch, dass er wohl einmal zuviel nachgeschöpft hatte, denn in seinem Bauch machte sich ein unangenehmes Spannungsgefühl breit. Da es im Kino sowieso dunkel ist dachte sich Friedel ganz schlau und gewitzt, den Gürtel und Knopf seiner Hose aufzumachen, um so seinen gestressten Magen und Darmbereich zu entlasten. In seiner Kühnheit hatte er aber wohl nicht bedacht, dass man in einem gewissen Alter auch einmal etwas vergessen kann. Als der Film nun fertig war und das Licht anging, stand Friedel ohne dabei an seine offene Hose zu denken, völlig selbstverständlich auf. Seine Hose wählte jedoch die andere Richtung und rutschte, den Gesetzen der Schwerkraft folgend, zu Boden. Durch die von Friedel gewählten Top-Kinoplätze wurde seine Einlage zum wohl überraschendsten Höhepunkt des Abends für das gesamte Kinopublikum.

 

 


Paragraph 5
 

Ein Oberzeller Gemüsegärtner eilte auf das Anraten seiner Gattin in Richtung Mittelzell um seinen Sohn gerade noch rechtzeitig vom wöchentlichen Posaunenunterricht abzuholen. Da er sehr in Eile war beförderte er die Posaune seines Sprösslings kurzerhand in den bereits offenen Kofferraum und fuhr ohne diesen zu schließen, schnurstracks in Richtung des Oberzeller Heimathofes. Zu Hause angekommen eilte er sofort wieder an die Arbeit und der Posaunenschüler Fridolin zum nachmittäglichen Spiel. Die Bauersfrau Ricke staunte nicht schlecht als kurz darauf ein Anruf der Gemeindverwaltung eintraf, worin sie unterrichtet wurde, dass Touristen eine Posaune beim Anwesen der Fa. Maurer & Söhne in der Oberen Rheinstraße mitten auf der Straße liegend gefunden hatten. Diese läge nun zur Abholung im Fundbüro bereit. Noch am selben Tag erhielt der umtriebige Gärtner Clemens aus der Rüti einen Anruf der Bäckerei Laib & Seele, seine EC-Karte sei bei ihnen abgegeben worden und läge ebenfalls zur Abholung bereit. Der täglichen Hektik noch nicht genug, setzte Clemens noch einen oben drauf. Nach getaner Arbeit auf dem Feld im „Spitz“ schickte er seine günstigste und beste Arbeitskraft ans andere Ende des Ackers mit der Aufgabe, die Rengler entsprechend einzustellen. Pflichtbewusst machte sich sein Vater Berno sofort an die Arbeit. Als dieser zurück kam, stellte er jedoch mit Entsetzen fest, dass Clemens bereits die Heimfahrt mit dem Auto ohne ihn angetreten hatte. Somit blieb dem „verlorenen Vater“ nichts anderes übrig, als den Heimweg zu Fuß anzutreten.

Und die Moral von der Geschicht: Was Clemens nicht im Kopf hat, hat er und manchmal auch sein Vater Berno in den Füßen. 

 


Paragraph 6

Im Weiler stand bei der Familie Hermann ein großer Umzug ins Haus. Wie man weiß, ist es dabei von großem Vorteil im Besitz eines geeigneten Verkehrsmittels zu sein, das über einen großzügigen Innenraum verfügt um auch größere Gegenstände zu transportieren. Deshalb dachte sich Kevin, der Sohn des Hauses, dass er doch den in der Nachbarschaft wohnenden allzeit hilfsbereiten Zimmermann und Vollblut-Elferrat Ralf fragen könnte, ob er sich dessen Suzuki-Bus ausleihen dürfte. Da Ralf darin kein Problem sah, überließ er dem zuverlässigen Kevin den Transporter. Dieser machte sich sogleich an die Arbeit und belud den Bus mit allerlei Krempel, den er zum Wertstoffhof nach Konstanz bringen sollte. Auf dem Weg nach Konstanz fuhr er äußerst vorsichte, hielt bei Rot und fuhr bei Grün, da er auf keinen Fall wollte, das dem ausgeliehenen Transportmittel etwas passiert. Beim Ausladen im Wertstoffhof machte ihn das aufmerksame Personal jedoch darauf aufmerksam, dass er nicht all seinen Krempel loswerden würde, da sich darunter auch noch halbvolle Farbtöpfe befanden, die nach den strengen Regeln der Abfallwirtschaft nicht auf einem Wertstoffhof abgegeben werden dürfen. Enttäuscht über soviel Starrsinn machte sich der entnervte Kevin samt den halbvollen Farbtöpfen wieder auf den Heimweg. Als er an der Kindlebild-Kreuzung in Richtung der Allee abbog, war er mit seinen Gedanken wohl schon bei seinem wohlverdienten Feierabendbier, denn er bemerkte erst im letzten Augenblick, dass sein Freund Thomas mit erhobenen Daumen am Straßenrand stand und nach Hause trampen wollte. Blitzartig drückte Kevin auf die Bremse um seinen Freund noch schnell mitzunehmen und im selben Moment flogen ihm auch schon die heimatlosen Farbtöpfe um die Ohren. Als der Bus dann zum Stillstand kam, war Thomas der Erste, der das farbenprächtige Kunstwerk bestaunen durfte, in das die herumfliegenden Farbtöpfe den Innenraum des Suzuki-Busses von Ralf verwandelt hatten. Das Innere des Transporters war so rot, wie man es in keinem Puff hätte schöner finden können. Auch an Kevin lief noch die rote Farbe herunter, dem die Blamage somit deutlich ins Gesicht geschrieben stand.






Paragraph 7

 

Ein bekannter Reichenauer Blumengärtner, Fanfarenzügler und Kleinviehzüchter wurde von seiner Frau zur Entzerrung des Weihnachtstresses in die ihm völlig unbekannte Welt des Gemüseeinkaufs geschickt. Seine Wahl fiel auf den Gemüse-Pavillon wo er fachkundig acht ganze Pflanzen Staudensellerie bestellt. Ob diesem Großauftrag verwundert musste natürlich sofort eine Kiste desselben im naheliegenden Großmarkt beschafft werden. Eine nicht näher genannte, anwesende Kundin meinte hinter vorgehaltener Hand, der Hasel muss den Sellerie aber wohl ganz schön nötig haben. Erst als der frisch gebackene Gemüseeinkäufer die gewaltige, unmöglich bezwingbare Menge der Stauden sah, erkundigte er sich bei seiner Ingrid nach der Richtigkeit des Auftrages. Hasel staunte nicht schlecht, als er hierbei erfuhr, dass Staudensellerie, ähnlich seiner Blumen nach Einzelstielen verkauft wird.

 

 

 

Paragraph 8

Weil das Unterhaltungsorchester auch im Jahr 2010 wieder ein Winterkonzert veranstalten wollte, wollte man sich wie immer frühzeitig an die Arbeit machen passende Stücke zu finden. Aus diesem Grund gab man eiligst mehrere CD’s mit in Fragen kommenden Titeln in Umlauf. Im Rennen um die Gesangsnummern war Philipp „Käse“ der erste der sich für ein Lied entschieden hatte und machte mutig die  Mitteilung an den Dirigenten, das zweite Lied von der CD zu interpretieren. Da dem Dirigenten Hatze dieses Lied jedoch überhaupt nicht geläufig war, bzw. er den Titel kurz nach dem Anruf schon wieder vergessen hatte, gab er die Information „schreib das zweite Lied“ an den Chefarrangeur Markus weiter, der bereits sehnsüchtig darauf wartete, mit der Arbeit beginnen zu dürfen. Eine Woche später sollte das neu eingetroffene, druckfrische Arrangement in der Probe eingeübt werden, wofür zunächst der mitgebrachte CD-Spieler auf den besprochenen zweiten Titel eingestellt wurde, damit jeder einen Eindruck vom Stück bekommt. Während jedoch die überraschten Orchestermusiker verzweifelt versuchten die passenden Töne auf den ausgeteilten Noten zu der laufenden Musik zu finden, mussten Hartmut und Markus feststellen, dass die Reihenfolge der Titel auf den ihnen vorliegenden CD’s unterschiedlich war und Markus ein falsches Stück geschrieben hatte.

 

Paragraph 9

Nachdem zwischen den beiden im vorigen Paragraf genannten UHO-Arrangeuren nach der Probe geklärt wurde, dass das zweite Stück auf Hatzes CD das richtige sei, machte sich Markus erneut tatenfroh an die Arbeit, den die Zeit drängte langsam und der Interpret Philipp Kesenheimer hatte angekündigt in die nächste Probe zu kommen. Erneut wurde eine Woche später der CD-Spieler eingeschaltet und, oh Wunder, diese Mal passten die Noten des Orchesters auch wunderbar zu den ertönenden Klängen. Der Einzige, der entsetzt seinen Einspruch einlegte, war jedoch der Sänger Philipp. Denn weder das was er da zu hören bekam, noch die Noten der letzten Woche hatten mit dem Lied, das er einstudiert hatte, und auf seiner CD an zweiter Stelle kam, das geringste gemeinsam. Der enttäuschte Winterkonzert-Sänger Philipp musste nun erneut warten und durfte letztendlich seinen Titel erstmals in der Generalprobe mit dem Orchester einstudieren. Drum sei hier gesagt: Wer zuerst kommt, probt als Letzter.





 

 

Paragraph 10
 

Allen vorgenannten Widrigkeiten zum Trotz, veranstaltete das Unterhaltungsorchester wiederum drei großartige Konzertabende. Am letzten Abend stand zu später Stunde das unter den Orchestermusikern bereits zur Tradition gewordene Spaghetti-Essen bei Familie Epp in Oberzell an. An diesem Abend jedoch verweilte im Weiler die grüne Polizei in ihrem Wegelager um zu kontrollieren, ob eventuell einige PKW-Fahrer zu lange in der Konzerthalle im Weiler verweilten und möglicherweise blau unterwegs sind. So kam es, dass eine überörtlich bekannte gräfliche UHO-Diva mit ihrem Mercedes angehalten und zur Alkoholkontrolle genötigt wurde. Roswitha äußerte jedoch lautstark ihren Unmut über die Notwendigkeit dieser Maßnahme mit den Worten: „Ich kaa sowieso so viel trinke wie ich will, ich ha immer 0 Promill. Und usserdem gond ihne, wenn sie mich jetzt kontrolliered, viel dickere Fisch durch d’ Lappe.“ In einer weiteren Kontrolle ging es noch über Hallenhausmeister „Klause“ her. Dieser wies  die Alkoholkontrolleure jedoch nur locker darauf hin, dass er soeben die Halle abgeschlossen habe, somit der Letzte sei und sie nun nicht länger im Weiler verweilen müssten, denn es sei sehr kalt. Frustriert packten die Wegelagerer daraufhin zusammen, denn sie hatten niemanden erwischt und das obwohl auf dem Parkplatz bei der Schule kein einziges Auto mehr stand.

Drum Merke: Frust bringt der Polizei das kontrollieren, wenn sie niemand erwischt und dazu noch muss frieren.




Paragraph 11

Auf den ärztlichen Rat Ihrer Freundin Marlies hin, verabredete sich Anne Frey mit selbiger, zwecks der Stärkung ihrer Abwehrkräfte zu einer winterlichen Joggingtour. Nach ausgiebigem Lauf wollte Anne jedoch nicht zu Fuß, sondern lieber mit ihrem Auto nach Hause fahren, schließlich habe man Beine und Schnabel schon ausführlich genug beim joggen trainiert, da müsse man nicht auch noch nach Niederzell laufen. Leider ließ sich das Gefährt auch trotz mehrmaliger Versuche und etlicher Flüche von Anne nicht öffnen. Auch die Versuche ihrer Freundin Marlies Fröhle blieben, trotz guten Zuredens, erfolglos. Ein in der Nachbarschaft ansässiger, eiligst hinzugezogener Kfz-Fachmann versuchte ebenfalls sein Glück am vermeintlich zugefrorenen Türschloss. Nach ausführlicher, ungefähr anderthalb-stündiger Untersuchung der näheren Umstände ergab die Expertise von Winni Blum, die beiden sollen doch bitte wieder die vor der Jogging-Tour verwechselten Autoschlüssel zurücktauschen.

 

Diese Veröffentlichungen sind von Elferrat genehmigt und werden hiermit ins Goldene Buch der Narretei aufgenommen, um den späteren Geschlechtern die lustigen Streiche des vergangenen Jahres in steter Erinnerung zu halten.

Insel Reichenau, am Schmotzige Dunschtig im Jahr 2010!

Ho Narro


 
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