Narrenbuch 2008

Das Narrenbuch des Narrenvereins Grundel hat es sich, wie ihr sicherlich wisst, zur Aufgabe gemacht, die Geschichten der närrischen Insel mit seinen Bewohnern zu protokollieren, um die wichtigsten Ereignisse und selbst gemachten Dummheiten aufzuzeichnen. Daher wurden im Jahr 2008 folgende Paragraphen verlesen:

 

Paragraph 1

Schuhe hat man ja bekanntlich nie genug und auch der nötige Stauraum muss hierfür besorgt werden. 

Da das familieneigene Schuhwerk auch in einem Oberzeller Autohaus mit französischem Flair langsam einen bedrohlichen Umfang annahm, machte sich „Schlösserles“ Winni samt Gattin auf den Weg, um in einem Möbelgeschäft einen neuen Schuhschrank zu kaufen.

Zuhause wurde das neu erworbene Stück umgehend aufgestellt.

Große Enttäuschung machte sich jedoch breit, als beide feststellen mussten, dass der Schrank, der im Geschäft ein so gutes Bild bot, nun doch nicht so recht zu den vorhandenen Möbelstücken passen wollte.

Nach kurzer, aber reiflicher Überlegung beschloss der Familienrat, das unpassende Möbel umgehend zurück zu schicken.

Einige Tage später bestätigte ein Mitarbeiter des Möbelgeschäfts auch prompt den Eingang des zurück gelieferten Schrankes. Gleichzeitig wollte er aber auch wissen, was er mit den darin befindlichen Schuhen anfangen soll.


 

Paragraph 2 

Ein ortsansässiger, immer hilfsbereiter Schlosser, Starlight-Aushilfsbeleuchter, Feuerwehr- und Bussmann, begab sich am  1.Mai des vergangenen Jahres, zusammen mit einigen Feuerwehrkollegen auf ein zünftige Maien-Tour, bei der auch der Konsum von alkoholischen Getränken nicht zu kurz kam.

Plötzlich ertönte die Sirene und die mitgeführten Melder des allzeit bereiten Rettungsteams gaben laut heulende Alarmtöne von sich.

Umgehend wurde eine nichtsahnende Verkehrsteilnehmerin angehalten und verpflichtet, die wackeren Floriansjünger ins Feuerwehrgerätehaus zu fahren.

Da im kurzfristig beschlagnahmten Einsatzfahrzeug jedoch ein Platz zu wenig vorhanden war, wurde Martin kurzerhand im Kofferraum des Wagens untergebracht.

Am Gerätehaus angekommen sprangen all aus dem Wagen, nur der arme Martin konnte nicht heraus, weil ihm niemand den Kofferraumdeckel öffnete.

Dort würde er bestimmt heute noch sitzen, denn auch sein lautes Klopfen und Rufen wurde von den umstehenden Gaffern nicht bemerkt.

Dank seines „schlosserischen“ Talents konnte er sich jedoch letztendlich aus eigener Kraft aus der misslichen Lage befreien.

Und die Moral von der Geschicht:

Beim nächsten Mal packt ihr den Thomas Baumgartner hinten rein, der Kofferraumdeckel geht dann nicht mehr zu, da könnt ihr sicher sein.

 

 

Paragraph 3

Bei der Instrumentenvorstellung der Bürgermusik, welche alljährlich vom gräflichen Vereinsvorstand Matthias, genannt „de Zappel“, veranstaltet wird, sollte nebst allerlei anderem Gebläse auch die Posaune vorgestellt werden.

Kurz vor der Vorstellung des Instruments stellte Zappel mit Erschrecken fest, das er seine geliebte Posaune jedoch im heimischen Büro vergessen hatte, wo diese normalerweise ihren Lagerplatz hat.

Flinken Fußes machte er sich auf um das Gute Stück zu holen.

Seine treu sorgende Gattin Carolin, die ebenfalls außer Haus zu tun hatte, teilte eiligst „Onkel Sammy“ zum Kinderhüten ein, verschloss das Büro und versteckte den Schlüssel, damit die lieben Kinderchen nicht wieder nur Computerspiele mit „Onkel Sammy“ spielen.

Zu Hause angekommen stellte Matthias mit Schrecken fest, dass das Büro verschlossen war und keiner der Anwesenden auch nur die geringste Ahnung hatte, wo sich der Schlüssel befand.

Umgehend rief er seinen Musikkollegen und Feuerwehrmann Martin, diesmal nicht Bussmann, sondern Spicker, zu Hilfe, welchem es nach etlichen Versuchen endlich gelang, die verschlossene Tür mit Hilfe eines Dietrichs zu öffnen.

Als Matthias, nun mit Posaune, endlich wieder bei der Instrumentenvorstellung eintraf, war diese bereits beendet, denn kurz nachdem er das Probelokal verlassen hatte, fanden seine Kollegen im Musiksaal eine Ersatzposaune.

 

 


Paragraph 4

Ein kleines Fleckchen grün ist doch herrlich anzusehn." Getreu nach diesem Grundsatz hegte und pflegte Trudel Dors aus dem "Wieler" ihr geliebtes Rasenbeet vor dem Haus.

Sehr zu ihrer Zufriedenheit und zur Freude der vorbei flanierenden Spaziergänger erstrahlte das liebliche Hausgärtchen bald in sattem, vollkommenem Grün.

Doch bei genauem Hinsehen musste Trudel mit Schrecken feststellen, dass sich immer mehr unliebsame Gewächse auf dem geliebten Rasenstück breit machen wollten.

Bald wurde ihr jedoch klar, dass das Entfernen der hinterlistigen Unkräuter in Handarbeit nicht den gewünschten Erfolgt nach sich zog.

Ohne Zögern griff Sie zur Chemiekeule und spritzte den Rasen, satt, mit einem nicht näher bekannten Unkrautmittel ab.

Groß war jedoch die Überraschung als sie am nächsten Tag statt ihres geliebten sattgrünen Rasens nur noch eine verbrannte, braune Fläche ihr Eigen nennen konnte.

Drum Merke:
Spitzt Du Deinen Rasen mit Chemie, bass' uff sunsch isch nochher alles hie.

 

 


Paragraph 5

Im vergangenen Sommer zog es wieder einmal eine begeisterte Reichenauer Veranstaltungsbesucherin, die immer in der Ersten Reihe zu finden und nicht zu übersehen ist, nach Konstanz zu den "Konstanzer Sommernächten".

Als die Veranstaltung ihr Ende gefunden hatte stellte sich für Claudia nun die Frage, wie sie wohl am billigsten zurück auf die Reichenau kommen könnte.

Mit geübtem Blick erkannte sie sofort, dass die Reichenauer Beleuchtungsspezialisten der "Starlights" diese Sommernacht im Konstanzer Stadtgarten ins Rechte Licht gesetzt hatten.

Ohne Umschweife steuerte sie auf die beiden Lichttechniker zu und teilte ihnen mit, dass sie mit ihnen auf die Reichenau zurück fahren werde.

In der Fahrerkabine des Beleuchtungslasters war jedoch kein Platz für drei Personen und so wurde Claudia kurzerhand in den Frachtraum des Fahrzeugs gepackt.

Die Fahrt verlief zunächst ohne Zwischenfälle, bis es in der Reichenaustraße plötzlich von hinten laut zu klopfen begann.

Pflichtbewusst stoppten die beiden Beleuchter umgehend den Wagen und fragten Claudia, was denn los sei.

Diese entgegnete, dass sie nun doch nicht nach Hause, sondern noch in die Disco "Dance Palace" wollte.

Dort waren immer so viele tolle Männer, die ihr sagen würden, sie sei so "attraktiv".

Drum Merke:
Fährt die Claudia mal mit Dir nach Haus, steuere gleich eine Disco an,
dann will sie sofort wieder raus.
 

 

 


Paragraph 6

Eine weithin bekannte , auf vielen Bühnenbrettern präsente Gesangsdiva und Mitglied der Nebelkrähen war mit einer Reichenauer Gruppe auf Pilgerfahrt ins Heilige Land.

Nach dem Zimmerbezug im Pilgerhaus wurde die Ankunft am See Genesareth mit ein paar Flaschen Wein auf der Terrasse gefeiert.

Nach dem Aufbruch strebten alle ihren Zimmer zu, die in verschiedenen Gebäudeteilen lagen.

Als Letzte machte sich auch Roswitha auf den Weg.

Sie freute sich bereits auf das sehr bequeme und von ihr getestete Bett.

Den Zimmerschlüssel hatte sie auch in der Hand und Gott sei Dank noch nicht verlegt.

Doch Roswitha wurde jäh aus ihren Gedanken an ein molliges Bett gerissen, als sie feststellen musste, dass die Flurtür verschlossen war und ihr Schlüssel nicht passte.

Es war auch weit und breit Niemand zu finden, der ihr helfen konnte.

Der einzige offene Raum den sie nun fand war die Bibliothek des Hauses.

So machte sie es sich auf dem Fußboden bequem.

Als Deckbett dienten ihr in dieser Nacht einige aufgeschlagene Bücher, die ihren Leib bedeckten.

Die Mitarbeiter des Pilgerhauses wunderten und freuten sich darüber, dass bereits um 6 Uhr morgens eine Teilnehmerin der Reichenauer Gruppe sich intensiv mit Literatur über das Heilige Land beschäftigte.






Paragraph 7

Das schönste nach einem heißen Sommertag ist ein erfrischendes Bad im kühlen Nass des schönen Untersees.

Dies dachte sich die selbe Reichenauerin aus dem vorherigen Para "Graf", eben die ortsbekannte Gesangsdiva, Nebelkrähe und begeisterte Kirchenchorsängerin aus der Mittelzeller Straße.

Sie begab sich daher ans nahe Strandbad "Baurenhorn" um sich abzukühlen.

Wie an jedem Badetag, bestieg Roswitha das kühle Nass an der Nordseite des Strandbads und schwamm an den Begrenzungsbojen entlang einen ausladenden Halbkreis.

Ihr innerer Kompass muss jedoch verstellt gewesen sein, denn als sie das feuchte Element verließ fiel es ihr nicht auf, dass sie bereits an der Westseite des Bades angelandet war, da das Strandbad ja nach der Renaturierung überall gleich aussieht.

Sofort fiel Roswitha jedoch auf, dass ihre Kleider nicht mehr an dem Platz waren, wo sie vermutete, diese abgelegt zu haben.

Entsetzt über diesen dreisten Diebstahl, schwang sie sich enttäuscht auf ihr Fahrrad und fuhr nass und frierend nach Hause.

Als sie am nächsten Abend erneut zum Baden ging, stellte sie mit Freude und Erleichterung fest, dass der vermeintliche Dieb ihre Kleider wieder zurückgebracht habe, da diese wieder über dem Geländer der Ufertreppe hingen.

Gut unterrichtete Kreise sind sich sicher, dass Roswitha bis heute nicht bemerkt hat, dass sie die beiden Einstiegstreppen im Strandbad verwechselt hatte.

Es ist noch nicht genau bekannt, wie viele Kleidungsstücke von Roswitha sich noch im Strandbad befinden.

Sollten Sie in der kommenden Badesaison Kleidung finden, die Roswitha gehören könnte, wird darum gebeten, diese auf dem Fundbüro unter Chiffre "Roswitha" oder direkt in der Mittelzeller Straße 14 abzugeben.



 

 

Paragraph 8

Um auch dem interessierten Nachwuchs die Freuden des Segelsports nahe zu bringen, brachte "Ziebis" Sabine folgende Anzeige im Markant zum Aushang:

"Suche gebrauchten Optimisten zur Freizeitgestaltung. Bitte melden bei Sabine Deggelmann, Tel. 07534 / 91010"

Hierauf meldete sich ein älterer Herr bei ihr und sagte, "er sei Optimist und auch schon gebraucht, hoffe aber sehr, dass er ihren Ansprüchen gerecht werden könne."
 

 

 

Paragraph 9

An einem Oktoberabend des vergangenen Jahres vernahm eine reichenaubekannte Seebar-wirtin lautstarke kräftige und andauernde Hilferufe einiger Kinder und Jugendlicher die vom nahegelegenen Münsterpfarrhaus herüber in die heimische Stube drangen.

Nach dem Sie sich vergewissert hatte ob Sie sich auch nicht verhört hatte schritt Nicole eiligst zur Tat, weil sie sich die doch wohlverdiente Abendruhe nicht verderben lassen wollte.

Sofort aktivierte sie ihren Ehemann, den Narrenbomholer und ebenso bekannten Seebar-wirt, um denen in vermeintlicher Notlage befindlichen Jugendlichen zu Hilfe zu eilen.

Heito befand sich derweil gerade in der Badewanne und war von der bevorstehenden Aktion nicht sehr begeistert.

Nur äußerst notdürftig bekleidet machte er sich jedoch sofort auf den Weg Richtung in Kirche um dort seiner Bürgerpflicht nachzukommen.

Nur kurze Zeit später kehrte Heito wieder nach Hause zurück.

Nicole staunte nicht schlecht als er Ihr berichtete, dass es sich bei dem vermeintlichen Notfall um die alljährliche Feuerwehrgesamtprobe handelte die bereits seit Wochen im Bütezettel angekündigt wurde.


 

 

Paragraph 10

Es war November und die Temperaturen sanken bereits.

Da tat unser liebe Elferfrau Mary "Gut" daran, einen Termin zur Montage der Winterreifen ihres sportlichen Flitzers in der Werkstatt ihres Vertrauens zu vereinbaren.

Als der Mechaniker alsbald zu schrauben begann, hielt er jedoch verblüfft inne und fragte die erstaunte Mary, warum sie denn Winterreifen montiert haben wolle. Diese befänden sich doch bereits auf dem Wagen.

Die Überraschung war groß als Mary feststellen musste, dass die Winterreifen die den ganzen Sommer über in der heimischen Garage hätten liegen sollen, ja gar nicht die Winterreifen waren sondern die Sommerreifen mit denen sie im Sommer hätte fahren sollen und statt dessen den ganzen Sommer über den Gummi der Winterreifen abgeschmirgelt hatte.




Paragraph 11

Etwas Warmes braucht der Mensch", dachte sich ein aus der "Kellerwies" stammender Meister des Elektrofachs und erfüllte sich mit dem Kauf eines modernen Holzpellet-Heizofens einen lang gehegten Wunsch.

Nach erfülltem Tagwerk zog er sich zurück und drückte die Steuerung des modernen Raumerhitzers.

Folgsam setzte das neue Gerät sein pillenartiges Brandgut im Flammen und verströmte eine angenehme, wohlige Wärme.

Zufrieden zog sich der wackere Elektromeister Hans auf sein geliebtes Canape zurück, wo er seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Ausruhen, nachging. Seine Frau Mona tüftelte derweil am Stubentisch an einem komplizierten Puzzle.

Zufrieden lauschten die beiden dem typischen lustig, fröhlichen Knistern eines Feuers, das wohl vom neuen Ofen stammte.

Als beide so vor sich hin dösten traf sie fast gleichzeitig die Erkenntnis, dass Pellet-Öfen doch während des Betriebes überhaupt nicht knistern.

Während beide noch voll Panik von ihrem Platz aufsprangen, war es bereits zu spät.

Das Knistern stammte nicht vom Ofen sondern vom Adventskranz, der bereits lichterloh in Flammen stand.

 

 

 

Paragraph 12

Wie auch in den vergangenen Jahren, wollte es sich auch im letzten Jahr ein bekannter Schnittblumenzüchter aus dem Häfelishof nicht nehmen lassen und besuchte mit seinen Enkelkindern Carlo und Anna den Konstanzer Weihnachtsmarkt. 

Wie so viele Opas konnte auch Fanfarenbläser Franz keinen Wunsch seiner Enkel ausschlagen, besonders nicht, als Anna auf einem Pony reiten wollte. 

Schwungvoll wollte er die kleine Anna vom Rand der Reitmanege aus auf den Rücken des bereitstehenden Ponys heben, gerade in diesem Augenblick, als das bockige Reittier  einen kleinen Sprung nach vorne machte. 

Franz war jedoch schon so in Schwung, dass er nicht mehr abbremsen konnte und glücklicherweise schaffte er es gerade noch seine Enkelin auf dem Rücken des Ponys zu platzieren.

Er selbst flog mit einer Bauchlandung in die mit Sägemehl gefüllte Arena und sah ähnlich aus wie ein lamettageschmückter Christbaum. 

Trotz der tatkräftigen Hilfe eines Mitarbeiters des Ponyexpreß beim Abbürsten von Franz, war dieser nicht mehr anständig sauber zu kriegen.

So musste er jetzt den restlichen Nachmittag geteert und gefedert über den Konstanzer Weihnachtsmarkt spazieren.

 

 

Diese Veröffentlichungen sind von Elferrat genehmigt und werden hiermit ins Goldene Buch der Narretei aufgenommen, um den späteren Geschlechtern die lustigen Streiche des vergangenen Jahres in steter Erinnerung zu halten.

Insel Reichenau, am Schmotzige Dunschtig im Jahr 2008!

Ho Narro

 


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