Narrenbuch 2007

Das Narrenbuch des Narrenvereins Grundel hat es sich, wie ihr sicherlich wisst, zur Aufgabe gemacht, die Geschichten der närrischen Insel mit seinen Bewohnern zu protokollieren, um die wichtigsten Ereignisse und selbstgemachten Dummheiten aufzuzeichnen. Daher wurden im Jahr 2007 folgende Paragraphen verlesen:

 

Paragraph 1

Im letzten Frühjahr fand wieder einmal eine der unzähligen Wahlen in unseren Breiten statt. Wie bei jeder Wahl waren auch diesmal wieder die Gemeindebediensteten, Gemeinderäte und Hilfskräfte mit der Ausrichtung der Wahl beschäftigt.

Als nun am morgen des Wahlsonntags die Wahl beginnen sollte, waren bereits der Wahlvorstand, eine Hilfskraft und etliche Wähler des Wahlbezirks "Lindenbühl" auf dem Festland vor Ort. Lediglich vom Schriftführer der den Schlüssel für das Wahllokal bei sich hatte fehlte bisher noch jede Spur. Der Wahlvorstand beschloss daher umgehend, den noch fehlenden Schriftführer telefonisch zu kontaktieren.

Dem Reichenauer Vorzeige-Beamten Stefan, blieb vor Schreck fast das Frühstück im Hals stecken, als er erfuhr dass die Wahl bereits beginnen sollte. Wie konnte das sein, da seine Uhr doch erst 7.15 Uhr anzeigte und er noch gemütlich mit seiner Frau am Frühstückstisch saß? Nach kurzer Überlegung kam ihm die schreckliche Erkenntnis. Er dem so etwas normalerweise nie passiert, hatte wohl vergessen in der Nacht zuvor seine Uhren eine Stunde vor, und zwar von Winter auf Sommerzeit umzustellen. Erst um 8.30 Uhr traf Stefan, mit zerzausten Haaren, chauffiert von seiner Frau im Nachthemd, ein, so dass die Wahl letztendlich auch im Lindenbühl beginnen konnte. 




Paragraph 2 

Auch einmal wieder die heimatliche Umgebung kennenlernen dachte sich ein rüstiger Rentner aus dem "Gaisser" und machte sich auf um mit der urig-nostalgischen "Sauschwänzle-Bahn" vom schönen "Fützen" über "Weizen" nach "Blumberg" zu reisen.

Am Haltepunkt Weizen angekommen, gab der Schaffner bekannt, dass hier ein "Sauschwänzlebahn-Museum" eingerichtet wurde und der während des einstündigen Aufenthaltes besichtigt werden könne. Da dachte sich der Mitreisende Alfred, dass es wohl dumm wäre wenn er nur im Zug "Säß" und machte sich ebenfalls auf, um das besagte Museum zu besichtigen.

Die Ausstellung muss wohl äußerst interessant gewesen sein, denn die Überraschung war groß als Alfred das Museum verlassen wollte und sogleich feststellen musste, dass die Türen verschlossen waren und die "Sauschwänzle-Bahn" ihre Weiterfahrt bereits angetreten hatte.

So verbrachte Alfred die folgenden 4 Stunden eingeschlossen im abgeschlossenen "Sauschwänzlemuseum". Erst als der nächste Zug hielt, wurde der arme Alfred mit dem Hinweis "Warum haben Sie denn nicht gerufen?" endlich aus dem Museum herausgelassen.

 

Paragraph 3

Die Zeit vergeht fast wie im Flug. Dies bemerkte auch eine genossenschaftlich tätige "Allgäuerin" und machte sich daran, die Gäste zu ihrem 40-ten Geburtstag einzuladen.

Wie so üblich bat sie darum, man möge doch einen Kuchen oder sonstiges, zur Ausstaffierung des geplanten, üppigen Dessertbuffets mitbringen. Auch Karin, "Gut" bekannt als Bäckerin aus der Stedigasse war so nett und bereitete einen feinen Kuchen vor, welchen sie am Abend zu Ramonas 40-tem mitbringen wollte.

Später am Buffet war die Verwunderung jedoch groß als Karin ihren eigenen Kuchen nicht finden konnte. Sogleich lag die Vermutung nahe, dass das leckere Gebäck heimlich gehortet wurde und die besten Stücke wieder einmal selbst behalten werden. Mit Schrecken musste Karin jedoch Tage später feststellen, dass sie ihren Kuchen zwar zu Ramonas Party mitgenommen hatte, dieser sich aber noch immer im Kofferraum ihres Autos befand.

 


Paragraph 4

Ein bereits in mehreren Lokalen ansässiger, ortsbekannter Stammtisch entschied sich, im letzten Jahr seinen Ausflug mit einer öffentlichen Fahrt des Busunternehmens Kögel nach Meran anzutreten.

Bereits auf der Fahrt erregte die niveauvolle Konversation der Stammtischbrüder den Unwillen von einigen Mitreisenden Damen. Kurzerhand wurden diese, die bereits die 80-er Marke überschritten hatten, liebevoll als "alte Hexen" bezeichnet.

Am Ausflugsort war das Erstaunen der Stammtischler groß, als Zünderkollege "Lollo" nach einer nächtlichen Zechtour mit verschlagenem Gesicht, also so richtig übel zugerichteter "Zündkerze", im Hotel ankam. Auf Nachfrage seiner Kollegen gab er zu Protokoll, dass ihn 2 Russen überfallen hatten und ausrauben wollten. Da er nach eigenen Angaben "stocknüchtern" war, gelang es ihm die hinterlistigen Angreifer durch einige seiner berüchtigten "Hasenkantenschläge" in die Flucht zu schlagen.

Da "Lollo" jedoch noch alle Wertgegenstände bei sich hatte ist es bis heute ungeklärt, ob die beim Überfall davongetragenen Verletzungen von der Russenmafia, den "alten Hexen" aus dem Bus, oder dem Meraner Straßenpflaster verursacht wurden.

 


Paragraph 5

Ein äußerst mitteilungsfreudiger, wunderfitziger und stumpenrauchender Bodenbelagsfachmann aus dem hiesigen Industriegebiet, hat es sich neuerdings zur Aufgabe gemacht, interessanten Gerichtsverhandlungen beizuwohnen und die neuesten Erkenntnisse hieraus seiner mehr oder weniger erfreuten Zuhörerschaft aufzudrängen.

Da während Gerichtsverhandlungen Mobiltelefone ausgeschaltet werden müssen, konnte ihn kürzlich ein im Stich gelassener Bodenbelagskunde nicht erreichen. Peter war vor lauter Neugierde der Ausgang der Gerichtsverhandlung wohl wichtiger als der vereinbarte Termin zur Verlegung eines Teppichs.

Es ist daher davon auszugehen, dass er seit neuestem lieber Kriminalfälle aufrollt als Teppichböden ausrollt.

 

 


Paragraph 6

Den Jahreswechsel feiert man gerne mit Freunden. Das dachte sich auch ein ehemaliger Installateurmeister und Schlosserei-Betriebswirt und lud seine Freunde zur Silvesterfeier in seine Dachgeschoß-Kemenate ein, um dieses Ereignis ausgiebig zu begießen.

Der Gastgeber hatte zur Freude seiner Gäste für ein umfangreiches und abwechslungsreiches Sortiment an Speisen und Getränken gesorgt. Die Gäste wurden jedoch von Münstermesmer Fredi sanft dazu ermahnt, am folgenden Neujahrsmorgen beim Festgottesdienst im Münster anwesend zu sein. Doch er hatte die, sonst allseits bekannte, Ausdauer und Zähigkeit seines Freundes, des amtierenden Narrenpräsidenten Berndt unterschätzt und ist sodann nach einigen gut genossenen Whiskys sanft eingeschlafen. Berndt, der Stunden später ebenso plötzlich erwachte wie er zuvor einschlief, verließ ohne großes Aufsehen den Ort der gemütlichen Ruhe, da er seinen friedlich schlummernden Kollegen Fredi nicht gar so früh wecken wollten.

So wurde zum neuen Jahr ohne den Münstermesmer geläutet und unter den mehreren 10 Gottesdienstbesuchern die am morgen zur Kirche eilten, herrscht noch heute große Verwunderung darüber, weshalb sie am Neujahrsmorgen die beiden Portale des Münsters verschlossen vorfanden. 






Paragraph 7

Die heilige Messe am Freitagabend wird hin- u. wieder auch von einigen Gläubigen besucht. So auch im Herbst des vergangenen Jahres. Die Kirchturmuhr hatte bereits geschlagen, als die Besucher, die Ministranten und auch der Mesmer darauf warteten, dass die Messe beginnen sollte.

Als nach ungefähr 10 Minuten noch immer nicht das vertraute klingeln zum Messbeginn ertönte, erhob sich bereits leises murmeln in den Reihen des Mittelschiffs. Auch mutete es seltsam an, dass von den, auf der Insel amtierenden, 3 Pfarrern noch kein einziger zu sehen war.

Als nach weiteren 10 Minuten noch immer keine Änderung der verfahrenen Situation eingetreten war, zog Münstermesmer Fredi noch einmal die Gottesdienstordnung des Umgebots zu Rate.

Sichtlich überrascht aber doch erleichtert trat er nach dem Studium desselben vor die im Kirchenschiff ausharrenden Gläubigen und teilte mit, dass am heutigen Tage wohl doch keine heilige Messe sei.

 

Paragraph 8

Die alljährliche große Motorradtour führte ein bekanntes Reichenauer Motorrad-Team im letzten Sommer nach Frankreich.

Die lange Fahrt im Sattel der PS-starken Renner erweckte bei den Fahrern jedoch ein erhebliches Hungergefühl und man begab sich nach kurzer Absprache in ein gebietstypisches Feinschmeckerlokal. Die Düfte im Gourmet-Tempel waren verlockend dich die Ernüchterung folgte sofort als man feststellen musste, dass keiner der Moorrad-Reisenden auch nur ein Wort auf der Speisekarte entziffern konnte.

Willi "kaschperte" jedoch nicht lange herum und ließ sich von der Bedienung mit Hand und Fuß erklären, welche Bedeutungen die angebotenen Speisen wohl zu haben scheinen. Hirn, Magen, Nieren, Leber usw., war schnell erklärt. Diese Speisen waren dem aufgeweckten Fanfarenzügler und Freizeit-Motorradfahrer jedoch ausreichend bekannt und so bestellte er "Gras", was gemäß der vertrauensvollen Übersetzung eines Kollegen wohl "Ente" heißen sollte. Nachdem Willi seinem Kollegen Ralf nicht so recht traute, setzte er den Telefon-Joker ein und nervte wieder einmal seine Tochter, die des französchischen mächtig aber gerade in einer Disco war, mit einem Anruf auf dem Handy.

Die Nachfrage ergab zu seiner Zufriedenheit, dass Ralfs Übersetzung wohl stimmte. Groß war jedoch die Überraschung als die Bedienung nun mit Willis vermeintlicher Ente den Tisch erreichte und er feststellen musste, das "Gras" in Frankreich kalte Kutteln sind, die er auch jederzeit zu Hause essen kann, wenn er wieder einmal zu spät heimkommt.


Drum Merke: Sind kalte Kutteln in Frankreich nicht dein Ding,
sei beruhigt, auch dort gibt's einen "Burger-King"


Paragraph 9

Am Weinfest des vergangenen Jahres gab es wieder allerlei erfreuliches, der gute Wein löste die Zunge und auch der Regen kam nicht zu kurz.

Diese Erfahrung musste auch einer der jüngeren Weinfestbesucher machen als ihm plötzlich auffiel, dass die Färbung seiner Hände nicht dem sonst üblichen Ton entsprach. Anstatt zart-rosa musste er mit Schrecken erkennen, dass diese knirsch-blau waren.

Äußerst erstaunt darüber begab sich Timo deshalb auf kürzestem Weg zu seinen Eltern, die fröhlich im Fanfarenzugstand bei der Arbeit waren. Aber auch dort wusste keiner ob es sich bei seinem Zustand etwa um eine äußerst schlimme oder gar ansteckende Krankheit handelte. Thomas und Bärbel waren daher "Gut" beraten, mit ihrem Sohn umgehend in die Notaufnahme des städtischen Krankenhauses zu fahren.

Dort wurde der mittlerweile am Boden zerstörte Timo eingehend untersucht aber auch die diensttuenden Ärzte hatten eine solche Krankheit noch nie zuvor gesehen. Die Erleichterung war groß als der eilends herbeigerufene Oberarzt den besorgten Eltern und seinen erstaunten Kollegen mitteilen konnte, dass eine neu, nicht farbechte Jeanshose bei Regen sehr leicht abfärbt.

 

 

Paragraph 10

Ein ortsbekannter Fischer und Gärtnermeister musste aufgrund seiner regen Vereinstätigkeit wieder einmal nach bereits mehreren Weinfeststunden seine Uniform wechseln, wozu er sich in seine frisch bezogene Wohnung im "Süßen Winkel" begab.

Wenig später stellte er fest, dass seine Uniform wohl noch in der alten, elterlichen Wohnung hing. Flink wie ein Häsle hoppelte Jockl über den feuchten und kalten Hof, holte die Uniform und machte sich wenig später, neu eingekleidet, wieder auf den Weg zum Weinfest.

Am nächsten Tag staunte Jockl nicht schlecht, als ihm sein Nachbar ein Hemd anbot, so dass er in Zukunft nicht mehr so frieren müsse, wenn er unter den Augen seiner am Fenster stehenden Töchter, splitterfasernackt, den Hof überquert.


Paragraph 11

Um seine karge Rente etwas aufzustocken beteiligt sich ein allseits bekannter, früherer Bankangestellter, langjähriger Narrenpräsident und Hobbyfischer aus der Burgstraße unter anderem auch am Verkauf der hiesigen Inselköstlichkeiten.

So wurde auch im vergangenen Jahr wieder der Nussverkaufsstand in der Burgstraße aufgebaut und mit Nüssen, Tüten und einem in Größe und Umfang entsprechendem Sparschwein zur Aufnahme der Einnahmen ausstaffiert.

Nach anfänglicher Hochkonjunktur war die Enttäuschung groß, als Jumbo bei der abendlichen Inventur feststellen musste, dass ein hinterlistiger Kunde die angebotenen Tüten gerne annahm, aber nicht nur die von ihm im Schweiße seines Angesichts auf allen möglichen Wiesen zusammen gesammelten Nüssen, sondern auch das firmeneigene Sparschwein eintütete und ihn so um den schwer erarbeiteten Schwarzverdienst brachte.

 

Diese Veröffentlichungen sind von Elferrat genehmigt und werden hiermit ins Goldene Buch der Narretei aufgenommen, um den späteren Geschlechtern die lustigen Streiche des vergangenen Jahres in steter Erinnerung zu halten.

Insel Reichenau, am Schmotzige Dunschtig im Jahr 2007!

Ho Narro

 


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