Narrenbuch 2006

 

Paragraph 1

In München steht nicht nur ein Hofbräuhaus, sondern es gibt dort auch viele schicke Boutiquen zum "Lädele", dachte sich eine Reichenauer Chorsängerin und UHO-Diva, als sie vor einiger Zeit ihrer Tochter Verena dort einen Besuch abstattete.

In der Fußgängerzone sah sie in der Auslage eines Modeschmuckgeschäfts ein paar äußerst günstige Ohrringe, die sie ohne lange zu zögern kaufte. Ihre eigenen teuren Ohrringe vom Ginko-Blatt-Spezialist Teichmann legte sie im Geschäft auf die Theke und steckte sich die neu erworbenen Modeklunker in die Ohren. Diese gefielen ihr so gut, dass Roswitha sie gleich anbehielt und stolz prahlend durch die Münchner Innenstadt flanierte.

Die Überraschung war groß als sie, wieder zuhause auf der Reichenau, bemerkte, dass sich der über alles geliebte Teichmann-Ohrschmuck nicht mehr im mitgeführten Schmuckkästchen befand. 

Kurz darauf fiel es ihr siedend heiß ein, dass sich die besagten Ohrringe wohl noch in der Auslage des Münchner Modeschmuckgeschäfts befinden müssen. Dort hingegen war es lange Zeit ein Rätsel, wie diese teuren Designerstücke in die Auslage gekommen sind.

Erst die von Roswitha alarmierte und fieberhaft suchende Tochter konnte das Rätsel auflösen, die vermissten Ohrringe dingfest machen und der vor Aufregung zitternden Roswitha zurück in den Schoß legen.


Paragraph 2 

Ein Wagnermeister und einer der letzten Reichenauer Freilandgärtner ließ es zusammen mit seiner Familie beim Schlossparkfest mal wieder so richtig "Scheppern".

Nachdem alle reichlich von den angebotenen Speisen und Getränken genossen hatten, machte sich die ganze Familie wieder glücklich vom "Acker".

Bei der abendlichen Zahnpflege bemerkte die Tochter mit Entsetzen das Fehlen ihrer Zahnspange, welche sie beim Mittagsmahl im Schl0ßpark entfernt und in eine Serviette eingewickelt auf den Tisch gelegt hatte. 

Die noch verbliebenen Musiker der Psycho-Band staunten nicht schlecht als Markus mit seinem Agria-Gemüsetransporter vorfuhr, sämtliche überquellenden Mülltonnen beschlagnahmte und mit dem Müll-abfuhr.

Ausgebreitet auf dem heimischen Küchentisch fand sich neben Fischgräten, Wurstzipfeln, verrotzten Tempotaschentüchern, ketchup-verschmierten Servietten und Senfresten auch die fein säuberlich eingewickelte Zahnspange seiner Tochter.

Paragraph 3

Das Urlaubsgeld dass jährlich auch an die Mitarbeiter der Bezirkssparkasse ausbezahlt wird, legte ein hier ansässiger Bänker und überregional bekannter Entertainer, der in Allensbach die Sparkassen-Kunden becirct, gut an um zwei Monate später mit seinem Schatz Nadine nach Wien zu reisen.

In der Weltstadt Wien angekommen, wollte seine Liebste auch einmal in einem der vielen Edel-Läden einkaufen gehen. 

Alexander hatte hierauf wahrscheinlich keinen Bock und rauchte lieber eine von seinen geliebten "Lucky-Strike", wozu er sich gemütlich auf dem Schaufenstersimsen des Edel-Shops niederließ. 

Kurz darauf flanierte dort eine, dem Anschein nach dem Wiener Geldadel angehörende, Dame vorbei die den einsamen Raucher eine Weile mitleidig betrachtete, was Alex scheinbar nicht bemerkte. Sie konnte das Elend des vermeintlich obdachlosen Penners, oder wie es in Wien heißt "Kalafattis", nicht mit ansehen und warf ihm unvermittelt ein 50 Cent-Stück vor die schmerzenden Füße.

Sichtlich verwirrt schreckte Alexander jäh aus seinen Träumen auf und dachte:

Bist auf der Au als Mozart, Sinatra oder Peter Kraus ein Star,
sieht man in dich in Wien trotzdem nur als Clochard.


Paragraph 4

Auch erfahrene Seebären fahren hin und wieder ohne vollständige Ausrüstung auf den See hinaus.

So begab es sich, dass Micha Petersen an einem heißen Sommertag mit seiner heiß geliebten Gundel und seiner noch heißer geliebten "Pfaffenmooser-Kerstin" zum Baden hinausgundelte. 

Als er mit seiner Gundel vor Anker gehen wollte, stellte er mit Bestürzung fest, dass der Anker fehlte.

Nach kurzer Überlegung kam ihm die rettende Idee: Den Ersatzkanister mit Wasser gefüllt und am Ankerseil im See versenkt, das ergibt den perfekten Notanker. Als er nach mehreren Versuchen merkte, dass es mit dem Kanister nicht funktionieren wollte, startete er frustriert den Motor und fuhr samt seiner Kerstin wieder nach Hause.

Einige Tage später fuhr Michaels Bruder Boris mit der selben Gundel und diesmal jedoch kompletter Ausrüstung auf den See hinaus. Als mitten im See das Benzin ausging freute sich dieser riesig über einen vollen Ersatzkanister an Bord und füllte damit ohne lange zu zögern den Tank auf. Wieder erwarten sprang der Motor jedoch trotz frisch gefülltem Tank nicht an.

Drum Merke: tanksch Du Wasser anstatt Spritt - denn nimm o ä paar Rueder mit.


Paragraph 5

Starke Regenfälle ließen im August des letzten Jahres den See noch einmal kräftig ansteigen. 

Die umsichtige und fürsorglich mitdenkende Annemie benachrichtige aufgrund einer Meldung des Wetterberichts flink wie ein Häsle alle ihr bekannten Gundelbesitzer und warnte diese, ihre Gundeln vor der herannahenden Sturmflut in Sicherheit zu bringen.

Zutiefst zufrieden über ihre gelungene Aktion ging sie wieder beruhigt zurück an ihre Arbeit.

Ausgeschlafen und guter Dinge begab sich Erwin am nächsten Morgen an den See.

Annemies Ruhe wurde jedoch jäh gestört als Erwin schimpfend zurückkehrte und berichtete, dass seine Gundel, mangels Vorwarnung, als einzige alleine im See trieb.

Gut unterrichteten Kreisen zufolge kam es daraufhin zu einem kräftigen "Marödtle".


Paragraph 6

Ein Narrenbaumholer und in der Campingplatzgaststätte beheimateter Berufsfischer aus dem Melcherleshorn hatte wieder mal nicht allzu viel Arbeit mit seiner Fischerei und so suchte er sich welche.

Es erschien ihm zwar "kätzerisch", wohl aber am sinnvollsten, sich bei seiner Monika im Haushalt nützlich zu machen.

Da er dort mit dem Kochen und als lebende Spülmaschine schon manch gute Erfahrungen gesammelt hatte, wollte er es jetzt einmal mit dem Putzen versuchen. So geschah es dann auch, dass sich Roland, angetrieben von der männlichen Lust nach Technik und Fahrzeuge, mit dem Staubsauger im heimischen Reich auf den Weg machte um die allgegenwärtigen Staubreste restlos zu beseitigen.

Sichtlich erfreut über sein Vorwärtskommen saugte er nun einen Raum nach dem anderen und kam zuletzt auch ins Bad. Dort angekommen machte sich das listige Sauggerät jedoch urplötzlich am Klopapier zu schaffen. 

Mit blankem Entstetzen und einen Hilfeschrei ausstoßend starrte er minutenlang, wie das Kaninchen vor der Schlange, bis die Klopapierrolle ................. Blatt für Blatt in den Schlund des Saugungeheuers verschwunden war.

Roland trotzdem hilfsch im Hause weiter deinem Schatz, 
denn derfsch au wieder mit ihre an de Campingplatz.




Paragraph 7

Die Fußballmannschaft der "Alten Herren" schlachtete traditionell wie jedes Jahr am Samstag vor dem 2. Advent ein Schwein um dasselbe dann am Abend im Vereinsheim in Form von Blut- und Leberwürsten sowie Kesselfleisch gierig zu verzehren.

Der Rest der Sau wurde, ebenfalls traditionell, in Salzlauge eingelegt um daraus feinen Speck zu räuchern.

So wurde dann am Abend im Vereinsheim auch beschlossen, dass ein Teil der berühmt, berüchtigten Rotwein-Mafia das zum Räuchen dringend nötige Sägemehl besorgen sollte.

Am darauffolgenden Mittwoch trafen sich dann, wie verabredet, Kasi, Molle und der Schütze-Kurt um das Sägemehl zu besorgen. Auf dem Weg ins nahegelegene Sägewerk nach Kaltbrunn soll es recht lustig hergegangen sein, da Kasi einige seiner legendären Geschichten erzählte.

Die Verwunderung der Drei war groß, als Sie, in Kaltbrunn angekommen bemerkten, dass sie den zum Sägemehltransport bereit gestellten Anhänger zu Hause vergessen hatten.

Es ist jedoch nicht ganz geklärt, ob das Fehlen des Anhängers dem gigantischen Rotweinkonsum des Vorabends zuzurechnen ist, oder ob Münchhausen "Kasi" den Hänger absichtlich stehen ließ um noch mehr seiner berühmten Märchen erzählen zu können.


Paragraph 8

"Endlich mal wieder Eis" dachte sich ein jüngst pensionierter Bankangestellter und besorgte sich neue Schlittschuhe die er aus dem großen Sortiment eines Sportgeschäfts "Frei Wählte".

Mit diesen neuen Gleitern wollte er seinem liebsten Wintersport, den er schon seit Kindesbeinen an vorzüglich beherrschte, nachgehen.

In gewohnter Manier zog er sich die Schlittschuhe an, überprüfte den perfekten Sitz derselben, erfreute sich am guten Kauf und schwang sich mit Elan auf die glitzernde Eisfläche.

Die Freude währte nur kurz, denn Sekundenbruchteile später berührte seine Nase und nicht die neuen Schlittschuhe die Eisfläche. 

Peinlich berührt und sichtlich erstaunt über seinen Misserfolg rappelte sich Max auf und startete einen zweiten Versuch bei dem er erneut unsanft auf dem gefrorenen See landete.

Max, der sonst nie an seinen Qualitäten zweifelt, zweifelte nun doch an sich und seinen Eiskunstläuferischen Fähigkeiten.

Die Beruhigung war groß als ihn seine, die Situation beobachtende Ehefrau Christel, dazu aufforderte, doch endlich die Schoner von den blanken Kufen abzunehmen.



Paragraph 9

Ein mittlerweile bekannter Grundele-Internetgestalter, Kolpingsbruder, Spielmannszügler, SWR 3-Wetterfrosch, Feuerwehrberichterstatter und zum Literatur-Nobelpreisträger nominierter Baumgärtner, hatte sich endlich wieder mal zur Atemschutzschulung der freiwilligen Feuerwehrmänner vorgedrängelt. 

Aus Erfahrung wusste er, dass auch er den Atemschutzparcours, samt Ausrüstung immer problemlos bewältigt hatte. 

In voller Ausrüstung, hoch motiviert und nach eleganter Überwindung der ersten Hindernisse, musste als nächste Aufgabe ein sehr enges Rohr, mit mindestens 1 Meter Durchmesser durchquert werden. 

Geschmeidig wie ein Panther, glitt er in das Rohr. Doch in der Mitte entpuppte sich der Panther als Käfer und blieb stecken wie ein Korken in der Flasche.

In aussichtsloser Lage wurde eiligst ein Krisenstab der Feuerwehrkollegen einberufen, der kontrovers diskutierte. Dieser beschloss, dass Thomas umgehend mit der Seilwinde des eiligst herbeigerufenen LF 16 aus der misslichen Lage befreit werden muss.

 

Paragraph 10

In einem Haus am unteren Ende der Burgstrasse, nahe dem Weiler, war endlich nächtliche Ruhe eingekehrt.

Die Hausherrin wurde aber alsbald durch ein lästiges Pfeifen, das aus dem Keller nach oben drang, von ihrem gemütlichen Sofa hochgescheucht.

Mit Fleischmesser und Vorschlaghammer bewaffnet machte sich Carolin unverzüglich auf die sofortige Suche nach den vermeintlichen Mäusen, doch diese blieb leider erfolglos.

Positiver Effekt davon war, dass dabei endlich wieder einmal der gesamte Keller tipp-topp aufgeräumt wurde.

Die Jagd nach den lästigen Nagetieren wurde am nächsten Tage mit neu eingekauften Mausefallen fortgesetzt.

Als am Ende dieses Tages sich aber immer noch keine Maus fangen lassen wollte, wurde nicht mehr lange gezappelt. 

Da das Gepfeife immer intensiver wurde und die Lautstärke auf große Viecher deuten ließ, stiegen Matthias und Carolin auf Rattengift und Rattenfallen um.

Aber auch damit konnte keine Jagdtrophäe eingefahren werden.

Der rettende Tipp kam nach einer Woche von einer Freundin, die wusste, dass Rauchmelder, bei leer werdender Batterie anfangen, wie Mäuse zu pfeifen. 

 

Paragraph 11

Ein altbekannter Stammplatzinhaber des Narrenbuches und Patron eines hiesigen Zimmereibetriebes hatte die Aufgabe übernommen, das Lagerfeuer der Rebwieber beim alljährlichen Grillfest zu betreuen.

Nachdem ein paar Viertele geschlotzt waren, war es an der Zeit, Holz nachzulegen.

Unter anderem raubte ihm auch ein Stein am Rand des Feuers die Standfestigkeit, so dass er samt Holzscheit im Feuer landete.

Als später die ärgsten Brandwunden verarztet waren regte sich bei Wilfried glücklicherweise auch wieder sein Appetit.

Das sogleich von Barbara liebevoll zubereitete Mahl konnte von Wilfried jedoch nicht eingenommen werden, da er mit Schrecken feststellen musste, dass er wohl sein Gebiss beim Sturz ins Feuer verloren hatte.

Im Morgengrauen des nächsten Tages durchsuchten beide, bewaffnet mit Hacke und Sieb, die immer noch handwarme Brandstelle nach den verlorenenen Beißerchen.

Die Suche blieb leider erfolglos, so dass Wilfried in den kommenden Tagen nur noch flüssige Nahrung zu sich nehmen konnte.

Dieser für ihn nicht ganz unerfreuliche Zustand endete jedoch abprupt dadurch, dass Barbara die von Wilfried beim Toilettenbesuch herausgenommenen Dritten zuhause auf dem Gästeklo fand.

 

Paragraph 12

Am vergangenen Weinfest verbrachte die hiesige Insel-Shop Besitzerin mit ihrem oberstudierten Noch-Elferrat eine lustvolle Vögelisbergnacht.

Frühmorgens am Sonntag wurden Carmen und August jedoch durch heftiges klingeln aus dem Schlaf aufgeschreckt.

Nur in Unterhosen bekleidet sprang Carmen auf, drückte den Türöffner und rief "komm hoch", in der Annahme ihre Tochter Carolin bringe die Enkelkinder, wie so oft am Sonntag.

Groß war die Überraschung für den damaligen CDU-Bundestagskandidaten Andreas Jung, der vor der Türe auf dem Vögelisberg stand, als er so anstandslos hereingebeten wurde und plötzlich vor der genauso überraschten Carmen stand.

Doppelt groß war die Verwunderung für den jungen, noch ledigen Politiker, als ihn der noch verstrubbelte, ebenfalls in Unterhosen bekleidete CDU-Ortsvorsitzende August offiziell begrüßte.

Vor lauter Freude über die vergangene Nacht hatte August den vereinbarten Wahlkampftermin auf dem Reichenauer Weinfest total vergessen.

Diese Veröffentlichungen sind von Elferrat genehmigt und werden hiermit ins Goldene Buch der Narretei aufgenommen, um den späteren Geschlechtern die lustigen Streiche des vergangenen Jahres in steter Erinnerung zu halten.

Insel Reichenau, am Schmotzige Dunschtig im Jahr 2006!

Ho Narro

 


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