Narrenbuch 2005

 

Paragraph 1

Auch in diesem Jahr eröffnen wir das Narrenbuch mit einem bekannten Narrenbuchstammplatzinhaberpaar. 
Beim Konstanzer Oktoberfest saßen mehrere Reichenauer in lustiger Runde. Unter ihnen war auch der aus dem Talhof stammende Oskar, der, im Gegensatz zu den andern, kein eigenes Fahrzeug am Bahnhof Reichenau stationiert hatte. Gemeinsam machte man sich mit dem Seehas auf den Weg zu den abgestellten Autos. Jeder der Autobesitzer erbot sich, Oskar mit auf die Au zu nehmen, doch dieser hatte längst mit Barbara und Wilfried ausgemacht, dass diese ihn nach Hause bringen sollten. Ein Auto nach dem andern fuhr vom Parkplatz, bis nur noch Schlotzis Golf übrig blieb. Aber beim Versuch den Motor zu starten, rührte sich allerdings nichts. Schnell erkannte Barbara, dass sie beim Verlassen des Wagens am frühen Abend vergessen hatte, die Lichter zu löschen. Hierfür wurde sie umgehend von Wilfried mit Lobeshymnen überschüttet. Aber es half alles nichts, das Auto musste von den beiden Beifahrern angeschoben werden, die zum Glück Energie in Form von Starkbier getankt hatten. Alle Versuche, den Motor zu starten, blieben jedoch erfolglos. Glücklicherweise stand die Kindlebildampel auf grün, so dass die Kreuzung zügig überquert werden konnte. Auf der Höhe des Kindlebildparkplatzes ließ die Wirkung des Starkbiers nach und Schlotzi setzte sich völlig entkräftet selber auf den Fahrersitz. Aber auch die Anschiebversuche von Barbara und Oskar halfen nicht. Erst als Wilfried auf die Idee kam, den Schlüssel im Zündschloss zu drehen, genügte ein kleiner Schubser das Fahrzeug in Gang zu bringen.

Paragraph 2 

In der Hoffnung, am Folgetag eine große Gemüsebestellung richten zu dürfen, fuhr Emil schon bald nach dem Mittagessen zur Genossenschaft, um Leergut zu holen. Das Tor des neu eingezäunten Areals öffnete er gekonnt mit dem ihm bekannten Code. Nach eifrigem Beladen des Hubwagens wollte Emil zu seiner Gerda nach Hause eilen, musste aber feststellen, dass sich das Tor von innen weder mit dem Code noch auf andere Art und Weise öffnen ließ. Was Emil Eiermann auch versuchte, weder döbern noch hüpfen half, das Tor zu öffnen. Auch seine Bemühungen per Palettenstapel oder durch Hochsprung den Zaun zu überwinden, misslangen jäh. Emil sah sich schon auf Lebzeiten in seiner eigenen Genossenschaft gefangen.
Es wurde schon dunkel, als Gerda zu Hause vor dem Abendessen saß und sich wunderte, wie still es doch um sie war. Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, und sie machte sich auf, ihren Emil zu suchen. Beim Hinausfahren stellte der durch seine Ehefrau Gerettete fest, dass er mit dem Rad seines Traktors kurz vor der im Boden eingelassenen Kontaktschleife angehalten hatte, die ihm das Tor zur Freiheit geöffnet hätte. 

Paragraph 3

Der Bewohner des Hauses Adler und eisenbahnverrückte Reichenauer feierte in seinem eigenen Bahnhof in Riedöschingen Sylvester. Der dort aufgezogene Wintereinbruch lud zum Skilanglauf, aber er sorgte auch für verschneite Strassen. Deshalb sah sich Herbert Hütten genötigt, auf die Räder seines Fahrzeuges Ketten aufzuziehen. Da man gewöhnlich nur Ketten auf die Antriebsräder spannt, waren die Umstehenden erstaunt, dass Herbert Hütten die Schneeketten auf die Hinterräder montierte. Dieser schmetterte alle diesbezüglichen Bemerkungen ab, da er technisch ausreichend versiert sei und sein Auto kenne. Also wurden die Ketten hinten montiert und gestartet. Da das Auto aber trotz eingelegtem Gang und durchgetretenem Gaspedal keinen Meter vorwärts kam, musste Herbert kleinlaut die Schneeketten von hinten nach vorne ummontieren.


Paragraph 4

Die Reichenauer Narrenbaumholer wurden beauftragt, im Wald einige Stangen zu schlagen, damit die Elfer für ihr Jubiläum Fasnachtsbändel daran befestigen konnten. Die getane Arbeit fiel zu aller Zufriedenheit aus, und so konnte man den Abend noch in der Fischerstube ausklingen lassen. 
Müde und schon etwas angeschlagen begab sich Mändi auf den Heimweg. Als er draußen das Mofa seines Kollegen Andreas Schlegel sah, beschloss er, nicht nach Hause zu laufen, sondern das abgestellte Gefährt zu benutzen. Der sich ebenfalls auf der Heimweg befindende Haito half Mändi beim Antreten des Mofas und nutzte die sich bietende Mitfahrgelegenheit. 
Als Andreas etwas später dann ebenfalls nach Hause wollte, stellte er fest, dass sein Fahrzeug fehlte. Da Feuerwehrkommandanten kluge Köpfe sind, ging Andreas trotz seines Nebels gleich ein Licht auf, und er machte sich auf den Weg, das abhanden gekommene Mofa noch in der selben Nacht nach Hause zu holen. Doch weder bei Mändi in der Mittelzellerstrasse noch bei Haito in der Seestrasse fand er sein Gefährt.
Nach durchwanderter Nacht stellte sich das Glücksgefühl bei Andreas doch noch ein, als er vor seiner Haustüre das Mofa stehen sah. 
Hatte doch Haito, vom schlechten Gewissen geplagt, sich noch einmal von zuhause auf den Weg gemacht, das Mofa in die Stedigasse gefahren und es Andreas vor das Haus gestellt.


Paragraph 5

Weil es sich ein Reichenauer Orchestermusiker mal wieder so richtig gut gehen lassen wollte, beschloss er, auf das Auto zu verzichten und mit dem Rad zum Bahnhof und dann mit dem Zug zur Weihnachtsfeier nach Steißlingen zu fahren. Auf dem Heimweg mit dem letzten Seehas kurz vor ein Uhr überkam Clemens nach dem feucht fröhlichen Abend eine gewisse Müdigkeit, worauf er es sich bequem machte und friedlich einschlief. Gar nicht so friedlich erschien ihm dann der Schaffner, der ihn plötzlich unsanft weckte und fragte, was er denn hier morgens um fünf Uhr auf dem Konstanzer Hauptbahnhof mache. Nachdem Clemens die Sachlage erklärt hatte, stellte der Schaffner fest, dass dieser wohl die ganze Nacht in Konstanz im Seehas genächtigt hatte. Aber da dies der erste Zug in Richtung Singen war, konnte Clemens bis zum Bahnhof Reichenau sitzen bleiben und fast schon ausgeschlafen mit dem Fahrrad nach Hause fahren. Dort wunderte sich nur die Ehefrau, dass er so früh schon komplett angezogen beim Frühstück in der Küche saß. 


Paragraph 6

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen, dies stellte auch ein Reichenauer Gemüseverkäufer und Oberzeller Kügele fest. Als er mit seiner Familie in der Reichenauer Enklave Serfaus seinen wohlverdienten Skiurlaub verbrachte, gingen sie allmorgendlich am Dorfbrunnen, der sich vor dem Hotel befand, vorbei. Sein Sohn Danny war begeistert davon, dass es offenbar jede Menge Leute gab, die so viel Geld hatten, dass sie es einfach weg beziehungsweise in den Brunnen warfen. Weil er es offensichtlich genau wissen wollte, beschloss Danny, es genau wissen zu wollen. 
So ging er nach dem Abendessen los und als er nach geraumer Zeit wieder kam, konnte er den Eltern stolz berichten, er habe 4,79 € aus dem Dorfbrunnen gesammelt. Das Erstaunlichste daran war, dass er weder nasse Füße noch Ärmel hatte. Denn schlau wie ein richtiger Kügele hatte er natürlich vor dem Einsammeln des Geldes erst das Wasser abgelassen und, wovon der Wasserstand am nächsten Morgen zeugte, anschließend den Brunnen wieder fachmännisch verschlossen. 



Paragraph 7

Ein Reichenauer Gemeinderat, Fanfarenzugmitglied und Mitglied des Elferrates unternahm mit seinen FZ-Kollegen eine Motorradspritztour ins Klostertal zu den Klostertalern. Um endlich auch wie die Kollegen im zünftigen Outfit auftreten zu können, besorgte sich Ralf noch ein kariertes Hemd und die passenden Lederhosen dazu. So stand einem gelungenen Ausflug nichts mehr im Weg. Mit Hemd, Hose und Zelt im Gepäck kam Ralf zusammen mit den FZ-Motorradfahrern im Klostertal an. Die erste Überraschung gab es für ihn allerdings, als er feststellen musste, dass er zwar das Zelt aber nicht die Stangen eingepackt hatte. Als handwerklich versierter Zimmermann war es für Ralf allerdings kein Problem, mit Hilfe der Kollegenzelte sein Zelt doch noch so aufzubauen, dass er wenigstens drin schlafen konnte. Leider hatte er aber nicht nur die Zeltstangen sondern auch noch vergessen, seinen Schlafsack einzupacken. Doch als er sich zur Ruhe begab, ertastete er einen aus dem Nachbarzelt kommenden Zipfel eines Schlafsackes, den sich Ralf sofort aneignete. Da er doch immer der letzte war, der sich schlafen legte, konnte dieser Schlafsack offensichtlich niemandem gehören. Dank der wohligen Wärme des Schlafsacks schlief Ralf auch umgehend ein und konnte so den verzweifelt suchenden und schimpfenden Kameraden Hüberle, der doch noch nach ihm erschienen war, nicht mehr hören. 

Paragraph 8

Auch im Hause eines früheren Reichenauer Bauunternehmers wurde kurz vor Heiligabend die Weihnachtskrippe aufgestellt. Nachdem Friedhild die Figuren abgestaubt und liebevoll platziert hatte, fehlte nur noch die Landschaftsgestaltung, die seit Jahren mit dem betriebseigenen Sand geformt wurde. Leider waren in diesem Jahr sämtliche Restbestände aufgebraucht, so dass Friedhild notgedrungen nach Ersatzmaterial Ausschau halten musste. Ihr Blick fiel auf eine Packung Katzenstreu, deren Inhalt sich hervorragend für die Gestaltung von Wegen und Steinwüsten eignete. Als die Familie sich am Heiligabend unter dem Christbaum versammelte, war die Überraschung groß, als man bemerkte, dass die Hauskatze, wie beigebracht im Katzenstreu, bei Ochs und Esel ihr Geschäft verrichtet hatte. 


Paragraph 9

Die berüchtigte Rotweinmaffia der Alten Herren hatte wieder einmal zugeschlagen. Nachdem sonst auf dem Heimweg meistens Wolfgang Krämer auffällig geworden war, traf es dieses Mal dessen Sportskamerad Molle. Im Gegensatz zu Wolfgang kam Heinz wohlbehalten mit dem Fahrrad zu Hause an. Im heimischen Bad traten jedoch erhebliche Gleichgewichtsstörungen auf, doch durch das beherzte Eingreifen seiner Ehefrau konnten, bis auf ein blaues Auge, größere Blessuren vermieden werden. Als Heinz am nächsten Morgen aufwachte, fuhr ihm der Schreck in alle Glieder, weil das Bett scheinbar blutüberströmt war. Als erfahrener Rettungssanitäter diagnostizierte er bei sich sofort einen nächtlichen Blutsturz. Die in höchster Not geweckte Ehefrau alarmierte umgehend über Notruf die Rettungsleitstelle. Zurückgeeilt zu ihrem Mann leistete Annemarie Erste Hilfe, dabei kam ihr der eigentümlich säuerliche Geschmack und die dünne Konsistenz des vermeintlichen Blutes spanisch vor. Annemarie machte den Notruf wieder rückgängig, da sich das vergossene wertvolle Lebenselixier bald als Oberrotweiler Spätburgunder erwiesen hatte.



Diese Veröffentlichungen sind von Elferrat genehmigt und werden hiermit ins Goldene Buch der Narretei aufgenommen, um den späteren Geschlechtern die lustigen Streiche des vergangenen Jahres in steter Erinnerung zu halten.

Insel Reichenau, am Schmutzige Dunschtig im Jahr 2005!

 


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