Narrenbuch 2004

 

Paragraph 1

Einer der Elferräte feierte seinen fünfzigsten Geburtstag. Die Elferkollegen wollten ihm ein zünftiges Geschenk überreichen, und als besonderer Gag sollte dem Jubilar ein Sexheft mitgebracht werden. Die Elferräte sind für ihre Schüchternheit und Zurückhaltung bekannt, aus diesem Grund wollte keiner den Einkauf des besagten Objekts übernehmen. Deshalb erbot sich der Präsident Berndt höchst persönlich, die brisante Besorgung zu tätigen. Da er sowieso mit dem Auto zum Tanken fahren musste, nahm er sich vor, den geplanten Heftkauf im EKZ-Kiosk zu tätigen. Kaum war Berndt bei der Tankstelle angelangt, eilte er schnurstracks zum Zeitschriftenstand und arbeitete sich gewissenhaft durch das in der Auslage befindliche Angebot, wobei er sich letztendlich für die neueste Ausgabe des Playboy entschied. Während des Aussuchens des Heftes kam ihm beim Anblick der meist wohlproportionierten Damen die eigene Ehefrau Ingrid in den Sinn und es trieb Berndt schnurstracks zurück nach Niederzell. Erst dort merkte er, dass er zwar die ganze Zeit über mit den Augen getankt, dem Auto aber keinen einzigen Tropfen gegönnt hatte.


Paragraph 2

Die beiden Handwerkerfrauen Bärbel und Gudrun machten sich auf den Weg zum Treffen der Handwerkerfrauen in Tuttlingen. Um die Fahrt durch den Nebel auf der Autobahn etwas kurzweiliger zu gestalten und weil man sich schon lange nicht mehr gesehen hatte, wusste man sich viel zu erzählen. Als nach geraumer Zeit der Wegweiser nach Tuttlingen immer noch nicht kam, konzentrierten sich die beiden Damen wieder auf das Autofahren und beschlossen, bei der nächsten Ausfahrt die Autobahn zu verlassen und sich neu zu orientieren. Dass dieser Beschluss sinnvoll war, zeigte das Verkehrsschild, das die Ausfahrt ankündigte: die Damen befanden sich statt kurz vor Tuttlingen bereits kurz vor Herrenberg.



Paragraph 3

Die Kameraden der Feuerwehr wurden durch Sirenenton zu einem Einsatz auf das Festland gerufen. Voll ausgerüstet fuhr man unter Blaulicht und Martinshorn mit gefülltem Wassertank und Höchstgeschwindigkeit Richtung Inseldamm. Die rasante Fahrt endete für die Einsatztruppe mitten auf der Allee, denn das Fahrzeug gab außer Tatütata keinen Ton mehr von sich. Die ausgiebige Fehlersuche im Motorraum blieb ebenso erfolglos, wie die Suche nach Kraftstoff im Tank. Seit Jahren war bekannt, dass die Tankuhr nicht funktionierte und immer "voll" anzeigte. Bisher hatte die Maschinisten immer für einen gefüllten Tank gesorgt, doch dieses Mal hatte sich jeder auf den anderen verlassen.

Die Moral von der Geschicht': 
Mit einem Tank voll Wasser fährt der Motor nicht.
Nur wenn der Tank ist voller Diesel,
kann man rasen wie ein Wiesel.


Paragraph 4

Ein für seine Umtriebigkeit bekannter Gemüsegärtner aus dem Rasthof begab sich mit seinen Kindern und dem Traktor auf die tägliche Einkaufs- und Organisationstour. Eine seiner vielen Stationen war auch das Gärtnercenter. Es kam zu folgendem Ablauf:
Anhalten, absitzen, Kinder runter lupfen, Ware ordern, Geschäftsbesprechung mit Hannes, aufladen, aufsitzen, abfahren.
Kurz vor Ladenschluss, nachdem Barny längst wieder auf dem Feld stand, erreichte ihn ein Anruf der Genossenschaft. Plötzlich ging dem Starlight Jürgen ein Licht auf: In der gewohnten Eile hatte er nicht mehr an seine Kinder gedacht und sie zwischen den Verkaufsregalen zurückgelassen. 


Paragraph 5

In einem Reichenauer Blumengeschäft wurde telefonisch ein großer Blumenstrauß in den Pirminweg bestellt. Da es sich wohl um einen Neukunden handelte, war es für Franz Ehrensache, die Zustellung persönlich zu übernehmen. Er fuhr die Strecke zwischen Bruckgraben und Sparkasse mehrfach ab, konnte aber die angegebene Hausnummer nicht finden. Unverrichteter Dinge ließen nach geraumer Zeit Hasel und die Blumen die Köpfe hängen. Zu Hause musste er feststellen, dass es auf der Reichenau zwar eine Pirminstraße gibt, in Wollmatingen sich aber der gesuchte Pirminweg befindet.


Paragraph 6

Der Juniorchef des Autohauses Blum feierte Polterabend, seine Braut auch. Deshalb hatte er viele Gäste eingeladen, unter anderem den Fanfarenzug. Zu solchen Anlässen bringt man im Allgemeinen einen Kuchen oder einen Salat mit. Hierzu erbot sich auch der Fanfarenbläser und Elektromeister Alfred. Da in diesen Tagen dessen Ehefrau Gudrun aber nicht anwesend war, kam Alfred durenand. Zwar erschien er ordentlich gekleidet und gerichtet, mit einem wohl zubereiteten und angemachten Salat unter dem Arm in der Festhalle, doch da ihn niemand freudig empfing und auch sonst keine Gäste anwesend waren, ging Alfred mit seinem Salat wieder nach Hause. Dort wurde der selbstangemachte Salat von Alfred allein vertilgt. Es ist anzunehmen, dass einen Tag später, beim eigentlichen Polterabendtermin, die Gäste trotzdem noch genug zu essen hatten. 


Paragraph 7

Dass es bei dem gerade eben erwähnten Polterabend genügend zu trinken gab, das ist bekannt.
Offenbar hatte auch ein Reichenauer Elfer- und Gemeinderat, Mitglied der Holz verarbeitenden Zunft, ganz gegen seine Gewohnheiten etwas getrunken, deshalb ließ er auch, ganz gegen seine Gewohnheiten den mitgebrachten firmeneigenen VW-Bus auf dem Parkplatz des Autohause Blum stehen und ging zu Fuß nach Hause.
Ralf wunderte sich in der darauffolgenden Woche nicht schlecht, als er mehrere telefonische Anfragen nach dem Preis des VW-Busses erhielt. Die Bitte um Probefahrten konnte er leider nicht erfüllen, da er gar nicht mehr wusste, wo er den Wagen abgestellt hatte und darüber hinaus das Gefährt eigentlich gar nicht verkaufen wollte. 
Als er es schließlich doch noch unbeschadet auf Winfrieds Parkplatz wiederfand, klärten sich die Kaufanfragen auf: An der Windschutzscheibe prangte ein "zu verkaufen" Schild mit Ralfs Telefonnummer, geschrieben in der Ralf wohlbekannten Handschrift seines Fanfarenkollegen Kügeli.


Paragraph 8

Der Vater eines Reichenauer Elfer- und Gemeinderates, Mitglied der Holz verarbeitenden Zunft, musste dringendst die den ganzen Tag über genossenen Getränke ablassen. Also eilte Wilfried zu dem hierfür vorgesehenen Örtchen und griff nach dem für diesen Fall notwendigen Strahlrohr. Doch so intensiv er auch suchte, er konnte den Eingriff in die Unterhose nicht finden. Wegen des allzu langen Durchstöberns der Hosenladenregion wurde das Fleisch schwächer als der Geist und das lauwarme Gefühl vom Oberschenkel bis zum Knie sagte ihm, dass er die Suche nach dem Eingriff einstellen konnte. Diesen fand er beim Wechseln der Unterhose, als er gleichzeitig feststellte, dass er diese verkehrt herum angezogen hatte.


Paragraph 9

Der Vater eines Reichenauer Elfer- und Gemeinderates, Mitglied der Holz verarbeitenden Zunft, hatte seine Tochter zu Besuch, die er aus Freude über das Wiedersehen zu einer Fahrt in die Schweiz einlud. Da man schon mal in der Schweiz war, bot es sich natürlich an, den Tank des Autos ordentlich und günstig zu befüllen. Die unterwegs auserwählte Tankstelle ließ sich allerdings nur mit Frankenscheine, die am Automaten einzugeben waren, bedienen. Zum Glück hatten die beiden Ausflügler noch einen 20-Franken-Schein parat, mit dem Schlotzi den Automaten fütterte, so dass dem angestrebten Tankvergnügen nichts mehr im Wege stand. Der Tankvorgang wurde in Gang gesetzt und das Benzin floss, allerdings nicht lange. Der Tank war bereits nach einer Füllmenge von einem Liter wieder voll. Schlotzi hatte nicht bemerkt, dass man zu Hause mit seinem Fahrzeug schon beim Tanken war. Alle Versuche, die 20 Franken wieder aus dem Tankautomaten heraus zu bekommen waren leider vergebens. 


Paragraph 10

Ein Foto ist eine bleibende Erinnerung, dachte man sich bei der Reichenauer Bürgerwehr und beauftragte den Inselfotografen, die Wehr, die Musik und den Spielmannszug im Bild festzuhalten. Als passender Termin wurde das Blutfest festgelegt. Mit klingendem Spiel marschierte die Wehr im Anschluss an die Prozession in den Klosterhof zum Fototermin. Nach einigen Stellproben erklärte Theo, dass Sonne und einige Autos ungünstig stünden. Es habe jetzt keinen Zweck, ein Foto zu machen, meinte er. Aber es sei ja gar kein Problem, man könne ja zu Mariä Himmelfahrt das Ganze wiederholen.
Am letzten Inselfeiertag waren die Rahmenbedingungen bestens. Keller Theo drückte auf den Auslöser und alle gingen freudig mit der Erwartung zum Frühschoppen, bald ein schönes Bürgerwehrbild zu haben.
Da aber bis jetzt kein Foto aufgetaucht ist, ist anzunehmen, dass Theo wahrscheinlich keinen Film in der Kamera hatte. So etwas passiert eben nicht nur dem Herbert Koch.

Aber keine Sorge liebe Bürgerwehrkameraden, es gibt ja auch in diesem Jahr wieder Inselfeiertage!


Paragraph 11

Ein ehemaliger Bürgermusikvorstand und psychologisch interessierter Versicherungskaufmann organisierte für einige Musikkollegen ein Skiwochenende in Serfaus. Widrige Wetterverhältnisse ließen frühmorgens das Skifahren nicht zu und zwangen die sportbegeisterten Musikanten zu einem Frühschoppen in den nächstgelegenen Gasthof. Wegen der sich nicht bessernden Wetterlage blieben sie auch in den nächsten Stunden an den Wirtstisch gefesselt. Selbst das Abendessen wurde in diesem Lokal eingenommen. Zur Verdauung des üppigen Mahls bestellte der fürsorgliche Organisator Bernfried 8 Willi Schnitz. Nach längerer Wartezeit fragte man den Kellner nach dem Verbleib der bestellten Runde. Dieser erwiderte, dass die Bestellung in Arbeit sei, was die Musikanten verwunderte, da es doch kein Problem sein sollte, dieses einfache Getränk auf den Tisch zu bringen. Die Überraschung war groß, als der Kellner mit diversen Hilfskräften 8 große Wiener Schnitzel mit Beilagen servierte. 
Es war nicht mehr in Erfahrung zu bringen, ob man in Serfaus keinen Willi Schnitz kennt, oder ob Bernfried bei der Bestellung die klaren Worte fehlten. Die Schnitzel wurden ohne Probleme vertilgt, so dass an diesem Tag zwar keine sportliche Meisterleistung, vom Magen aber eine Höchstleistung erbracht wurde.


Paragraph 12

Der posaunenspielende Altbürgermusiker und UHO-Pensionär Isi hörte in seinem Keller irgendwo die Wasserleitung tropfen. Er konnte zwar den Ort des Übels nicht lokalisieren, entschloss sich aber trotzdem zu Sofortmaßnahmen durch Selbsthilfe. Eines der Rohre, die im Keller zu sehen waren, kam Isi deshalb verdächtig vor, weil es keinen Ablaufhahn hatte. Also flanschte der forsche Oberzeller kurzerhand an dieses Rohr fachmännisch einen Wasserhahn, befüllte das Rohr mittels Wasserschlauch und tatsächlich, die lästigen Klopfgeräusche hatten ein Ende. Zufrieden gönnte sich der Handwerker eine Ruhepause, während der zum Glück die Tochter nach Hause kam. Denn ihre im oberen Stock gelegene Wohnung war dabei, durch das von der Decke triefende Wasser überflutet zu werden. Sofortige Nachforschungen ergaben, dass Isi ein vorsorglich eingezogenes, unter dem Dach endendes, oben offenes Leerrohr unter Druck und Wasser gesetzt hatte.

Und die Moral von der Geschicht',
Selbermachen lohnt oft nicht.
Denn es gibt, ich sag's laut, nicht leise,
auch einen Fachmann für GWS, Gas, Wasser, Sonstiges.




Diese Veröffentlichungen sind von Elferrat genehmigt und werden hiermit ins Goldene Buch der Narretei aufgenommen, um den späteren Geschlechtern die lustigen Streiche des vergangenen Jahres in steter Erinnerung zu halten.

Insel Reichenau, am Schmutzige Dunschtig im Jahr 2004!

 


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